In diesem Artikel gehe ich auf eine Frage ein, die mich über meinen Instagram-Account erreicht hat. Es geht um eine Gegenüberstellung von aktiv gemanagten Aktienfonds und passiven Investmentfonds wie ETFs!
Die Frage ist:
„Was würdest du einem Menschen raten, der eine Anlage sucht, die die Komplexität eines Sparbuchs hat und dabei eine Rendite von 4-5% p.a?“
Spontan würde ich antworten:
„Das ist ganz einfach. Ich würde zwei ETF-Sparpläne starten – einen für den S&P 500, den anderen für US-Staatsanleihen.“ (frei zitiert nach Ray Dalio)
Das Problem bei passiven Investmentinstrumenten wie ETFs!
Jetzt könnte der Fragesteller erwidern, dass er ein Problem mit ETFs hat. Er hat nämlich die Sorge, beim nächsten großen Einbruch an den Finanzmärkten nicht rechtzeitig reagieren zu können und mit dem Index beziehungsweise dem ETF, der diesen Index abbildet, nach unten zu krachen. Dieses Risiko ist durchaus gegeben, wie ich in diesem Artikel ausgeführt habe. Stichwort: hohe Konzentration einiger weniger Titel in einem Gesamt-ETF. Dieses Risiko steht dann unter Umständen auch nicht in Relation zu den niedrigen Verwaltungskosten eines ETF. Der Fragesteller argumentierte weiter, dass bei fremdverwalteten Fonds das Management „sofort dran wäre“ und einzelne Aktienpositionen umschichten oder billig nachkaufen könnte. So könnte der Markteinbruch sogar aktiv genutzt werden, um zusätzliche Rendite zu erzielen.
Aktiv gemanagte Fonds können individuell agieren bei der Aktienauswahl und der Cash-Quote! Aber es gibt auch Nachteile!
Das klingt erst einmal sehr einleuchtend. Es gibt aber auch hier zwei Gründe, die dagegen sprechen. Erstens kommen Markteinbrüche von 10 % und mehr meistens überraschend und ohne Ankündigung oder Vorzeichen. Ich bezweifle, dass ein fähiges Fondsmanagement Zeit genug hat in einer solchen Situation, um Positionen abzubauen oder umzuschichten. Da Aktienfonds meistens größere Positionen halten, ist es im Falle eines plötzlichen Markteinbruchs nicht ohne weiteres möglich, große Mengen an Aktien zu guten Kursen zu verkaufen. Die Verkäufe, die ein Fondsmanager platzieren würde, sorgen eher dafür, dass sich die Dynamik nach unten noch beschleuinigt. Weil er eben nicht nur 100 Aktien des Unternehmens XY verkauft, sondern vermutlich tausende. Nicht zu vergessen: Wer verkauft, muss erst einmal einen Käufer finden! Wer soll aber kaufen in einem Markt, der gerade fällt wie ein Stein? Ich bin da skeptisch.
Fakt ist aber: Neue Aktien für den Fonds zu kaufen wäre natürlich möglich und kein Problem.
Die Statistik spricht gegen aktiv gemanagte Aktienfonds!
Zweiter Grund, warum ich nicht glaube, dass ein aktiv gemanagter Fonds eine bessere Performance aufweist ist ein rein statistischer. Die meisten Fondsmanager von aktiven gemanagten Aktienfonds schlagen den Markt oder den Vergleichsindex auf einen längeren Zeitraum betrachtet nicht!
Die hohen Kosten und Gebühren eines aktiv gemanagten Aktienfonds schmälern die Rendite erheblich!
Außerdem sind es natürlich immer die Kosten, die man bei einem Investment unbedingt einbeziehen sollte. Die Verwaltungskosten und Management-Provisionen eines aktiv gemanagten Fonds übersteigen die von passiv verwalteten ETFs um ein Vielfaches. Diesen Unterschied können nur die Superstars unter den Fondsmanagern ausgleichen und zusätzlich noch eine Outperformance gegenüber dem Markt erzielen.
Dazu ein kleines Rechenbeispiel:
Die Kosten des Aktienfonds liegen bei niedrigen 2% p.a. (Anmerkung: Das wäre außergewöhnlich).
Die Kosten des ETF betragen 0,5% p.a.. Das ergibt einen Unterschied von 1,5%. Diese Differenz müsste der aktiv gemanagte Fonds besser abschneiden als der ETF. Pro Jahr! Und damit wäre lediglich der Unterschied bei den Gebühren aufgeholt. Der Fonds müsste dann zusätzlich eine bessere Rendite erzielen als der ETF, damit der Anleger wirklich mehr Gewinne macht. Diese Rechnung wird erst recht schwierig, wenn wir den Betrachtungszeitraum von einem Jahr auf 20 Jahre erhöhen.
Mein Fazit: ETFs und Fonds haben ihre Berechtigung!
Es ist eine Frage der Strategie, ob man als Privatanleger in aktiv gemanagte Aktienfonds investiert oder in passiv verwaltete ETF-Produkte. Die Vorteile des ETF habe ich herausgestellt. Ich bin der Meinung, dass Privatanleger mit einem sehr langen Anlagehorizont mit ETFs besser fahren. Vor allem, wenn der ETF als Sparplan mit regelmäßigen Einzahlungen funktioniert.
Kurzfristig ist es durchaus möglich, mit einem aktiv gemanagten Fonds eine Outperformance gegenüber dem Markt oder Index zu erzielen. Professionelle Fondsmanager sind durchaus in der Lage, durch Stockpicking genau die Werte führ ihren Fonds zu kaufen, die besser abschneiden und auch die Aktien zu vermeiden, die keine große Aussicht auf Kurssteigerungen versprechen. Denn in einem ETF sind eben alle Aktien des zugrunde liegenden Index vertreten – auch die, die eigentlich nicht auf einer Kaufliste erscheinen würden. Der Fondsmanager kann hier durchaus selektiv vorgehen und nur die aussichtsreichsten Aktien für sein Depot kaufen. Ob der Fondsmanager aber wirklich einer der wenigen ist, die statistisch gesehen den Gesamtmarkt schlagen, weiß der normale Privatanleger natürlich nicht. Deshalb ist auch dieser Aspekt eher zufällig und nicht planbar.
Photo by Chiara Daneluzzi on Unsplash