Klein, grün und unscheinbar kommt „Das kleine Handbuch des vernünftigen Investierens“ von John C. Bogle daher. Bescheidenheit und Vereinfachung haben den Erfinder der Indexfonds schon immer ausgezeichnet. Sein Buch (erschienen im Finanzbuch Verlag) erklärt alle Mythen und Wahrheiten zum Thema passives Investieren in ETFs. Einige wichtige Erkenntnisse wie die Regression zur Mitte stelle ich in diesem Artikel vor.
Dass John C. Bogle ein Verfechter von Indexfonds ist und das in diesem Buch en detail darlegt, ist logisch. Er war der Gründer von Vanguard und damit sozusagen der „Erfinder“ der ETF-Branche. Unter seiner Führung wurde Vanguard zu einem der größten Finanzunternehmen weltweit. Deshalb gehe ich auch inhaltlich nicht allzu sehr auf das Buch ein. Für Fans von passivem Investieren in ETFs ist die Lektüre ohnehin ein Muss. Bogle lässt kein Detail aus und erklärt auf unterhaltsame Weise, warum Indexfonds die beste und effektivste Möglichkeit für langfristigen Vermögensaufbau sind.
Bogles Rat an Privatanleger: Investiert in passive Indexfonds!
Sein Plädoyer an alle: Investiert in kostengünstige ETFs und bleibt dabei! Gerade für private Kleinanleger ist Bogles Ansatz absolut zu empfehlen. Die wenigsten sind in der Lage, durch kluges Stockpicking eine Outperformance gegenüber dem Gesamtmarkt zu erzielen. Für diese Menschen – und das dürften die meisten sein, die an der Börse als private Kleinanleger agieren – sind ETFs tatsächlich die beste und günstigste Lösung. Das ist die Kernbotschaft des Buches. Jeder, der sich für passives Investieren in ETFs und den Vermögensaufbau mit ETFs interessiert, sollte das Buch aus diesen Gründen lesen.
Allgemeingültige Regeln von John C. Bogle zum Investieren!
Für mich waren Learnings interessant, die meiner Meinung nach nicht nur auf den Bereich des Indexing mit ETFs bezogen werden können, sondern allgemein auf Investments. Diese beschreibe ich nachfolgend.
Meine wichtigsten Erkenntnisse aus dem Buch „Das kleine Handbuch des vernünftigen Investierens“ von John C. Bogle
- Kosten eines Investments spielen eine bedeutende Rolle, was die Netto-Rendite angeht
- Es ist nicht sinnvoll, Fonds/ Aktien aufgrund ihrer früheren langfristigen/ mittelfristigen Wertentwicklung auszuwählen. Die Gewinner von gestern sind überwiegend die Verlierer von morgen.
- Alle Investments tendieren zum Mittelwert zurück.
- Ratschläge, insbesondere von Leuten, die meinen, etwas davon zu verstehen, sind meistens nicht hilfreich.
Meine Gedanken zu diesen Punkten werde ich jetzt im einzelnen erläutern.
Das Gesetz der Regression zur Mitte sollte jeder Investor kennen!
Die Regression zur Mitte ist einer der entscheidendsten Punkte, der gegen eine Outperformance von einzelnen Aktien oder Branchen-ETFs oder aktiven Fonds spricht. Wer hier auf eine bessere Wertentwicklung spekuliert und die Gegenwart in die Zukunft fortschreibt, der braucht eine ganze Menge Glück. Mathematisch und statistisch spricht aber alles dagegen, an der Börse auf den „lucky punch“ zu setzen.
Bogle zitiert in diesem Zusammenhang Daniel Kahneman:
„Unser Intellekt zeichnet sich durch eine starke Neigung zu kausalen Erklärungen aus und kommt nicht gut mit „bloßer Statistik“ zurecht. Wenn unsere Aufmerksamkeit auf ein Ereignis gelenkt wird, sucht das assoziative Gedächtnis nach dessen Ursache… aber sie (die kausalen Erklärungen) sind falsch, weil Regressionen zum Mittelwert eine Erklärung, aber keine Ursache haben.“
Daniel Kahneman
Apropos Daniel Kahneman: Wenn dich Verhaltensökonomie interessiert, dann ist mein Buchtipp zu Daniel Kahnemans Bestseller „Schnelles Denken, langsames Denken“ bestimmt für dich lesenswert.
Antizyklisches Verhalten und Regression zur Mitte an einem Beispiel!
Antizyklisches Verhalten und die Regression zur Mitte kann man auch an einem Beispiel demonstrieren, dass Daniel Kahneman in seinem Buch „Langsames Denken, schnelles Denken“ beschrieben hat. Dort geht es um die Wirkung von Lob und Tadel und die darauf folgende Reaktion. Lobt man jemanden nach einer guten Leistung, dann wird in den meisten Fällen anschließend eine schlechtere Leistung folgen. Tadelt man jemanden, folgt in den meisten Fällen eine bessere Leistung.
Dies könnte zu der Schlussfolgerung führen, dass Tadeln besser ist als Loben. Eigentlich geht es aber in diesem Beispiel nur darum zu zeigen, dass auch hier die Regression zur Mitte wirkt. Keine Leistung kann unendlich auf dem gleichen Niveau reproduziert werden – wenn Menschen in den Prozess involviert sind. Auf eine besonders gute Leistung muss zwangsläufig ein schlechteres Ergebnis bei Beibehaltung der gleichen Einflussfaktoren folgen und vice versa. Die Schlussfolgerung daraus ist: Lobe nicht überschwänglich und tadele nicht zu sehr. Halte dich mit deinem Urteil bezüglich einer Leistung zurück, auch dir selbst gegenüber. Der Zufall spielt bei den Ergebnissen deiner Anstrengungen eine größere Rolle, als wir uns das eingestehen wollen.
Die meisten großen Finanzmanager beziehen mehr oder weniger die Regression zur Mitte in ihrer Investmentstrategie ein. Die erfolgreichsten Profis verwenden oft die einfachsten Methoden, um langfristig eine gleichmäßige positive Performance zu erzielen. Der leider verstorbene David Svensen, fast 30 Jahre für das Stiftungsvermögen der Yale University verantwortlich ( in dieser Zeit hat er das Vermögen von rund 1 Milliarde auf rund 23 Milliarden US-Dollar gesteigert), äußerte sich zum Thema Mean Reversion wie folgt: ⠀
„Die Faktoren, die zufällig zu hohen Renditen führen, sind auch die, die sich mit größter Wahrscheinlichkeit ins Gegenteil verkehren und negative Renditen verursachen. Das nennt man mean reversion oder auch Mittelwertrückkehr.“ ⠀
David Swensen
Das ist eine Aussage, über die man gerade in der aktuellen Börsensituation verstärkt nachdenken sollte. Warren Buffett hat indirekt auch auf die Rückkehr zum Mittelwert hingewiesen, als er sagte:
„Alles was nicht unendlich ist, hört irgendwann wieder auf.“
Warren Buffett
Der Kurs einer Aktie kann wie am Schnürchen gezogen steigen – aber irgendwann ist die Party vorbei und der Kurs wird fallen. Das ist der ewige Kreislauf des Lebens und hat auch an der Börse seine Gültigkeit. Man sollte es sich in der schönsten Hausse des Lebens nicht zu gemütlich machen. Das böse Erwachen kommt meistens über Nacht und erwischt die meisten kalt. Kurssteigerungen benötigen immer einen langen Zeitraum. Kurszusammenbrüche kommen schnell, überraschend und heftig. ⠀
Je länger der Anlagehorizont, desto deutlicher wirkt die Regression zur Mitte!
Je länger der Betrachtungszeitraum bei einem Investment gewählt wird, umso deutlicher wirkt sich die Regression zur Mitte aus. Es gibt Anleger, die in einem Jahr mit ihrem Depot 100 % Performance machen. Das kann passieren. Herzlichen Glückwunsch! Da kann derjenige aber nichts dafür. Genauso wenig kann er etwas dafür, wenn er in einem Jahr eine negative Performance von 50 % aufweist.
Das Interessante ist aber folgendes: Auf lange Sicht werden sich die besonders guten und die besonders schlechten Performance-Daten aus den einzelnen Jahren des Investments angleichen. Das ist dann auch der Moment, wo jeder sehen kann, ob er ein gut aufgestelltes und diversifiziertes Depot hat.
Positive Performance-Zahlen aus der Vergangenheit sind keine Garantie dafür, dass es in Zukunft genauso positiv weitergeht!
In dem Zusammenhang fällt es mir nicht schwer, gleich zum nächsten Punkt überzugehen. Eine positive Wertentwicklung in der Vergangenheit ist absolut kein Garant dafür, dass es auch in Zukunft die gleiche positive Wertentwicklung in dem Investment gibt.
Bogle hat dazu in seinem Buch beeindruckende Statistiken erstellt. Die besten Fonds aus einem 5-Jahreszeitraum 2006 bis 2011 waren im folgenden 5-Jahreszeitraum 2011 bis 2016 genau die, die weit unterdurchschnittlich abgeschnitten haben. Teilweise rangierten diese Gewinner-Fonds im schlechtesten Viertel aller Fonds, die von Bogle verglichen wurden.
Performance von aktiv gemanagten Aktienfonds: Die Besten werden die Schlechtesten sein und umgekehrt!
Es hat überhaupt keinen Sinn, die Fonds oder Aktien mit dem besten Rating aus der Vergangenheit zu kaufen. Im Gegenteil, es macht sogar sehr viel mehr Sinn, sich die schlechten Performer des vergangenen Betrachtungszeitraumes (z.B. 5 Jahre) anzuschauen und genau diese zu kaufen. Denn hier wirkt wieder einmal die wundersame Kraft der Regression zur Mitte!
Kosten sind der größte Renditekiller Nr. 1 in deinem Depot!
Das Thema Kosten kann nicht oft genug genannt werden, wenn man in Finanzinstrumente investiert. Kosten sind mit Abstand der entscheidende Faktor beim langfristigen Vermögensaufbau. Die jährlichen Kosten für die meisten Indexfonds (ETFs) sind einfach unschlagbar. Aber Achtung: Je spezieller ein ETF aufgebaut ist (Branchen-ETFs), desto höher sind auch hier die jährlichen Kosten. Sie rangieren zwar immer noch weit unter denen vergleichbarer aktiv gemanagter Fonds, aber es sind deutlich höhere Kosten zu verzeichnen als beim reinen Indexing beispielsweise bei einem ETF auf den S&P 500.
Steuern sind der Renditekiller Nr. 2 in deinem Depot!
Das Thema Steuern haben Privatanleger kaum auf dem Schirm, dabei spielt das natürlich eine Rolle bei der Ausgestaltung von Fonds und ETFs. Aktive Aktienfonds oder Branchen-ETFs haben einen viel höheren Umschlag der Werte, die sie halten, als Index-Fonds. Die Umschlagrate kann hier in einem Jahr locker 100 % betragen. Für jeden Kauf und Verkauf fallen u.a. auch Steuern an. Stichwort hier ist die Finanztransaktionssteuer, die ab 2021 in vielen europäischen Staaten eingeführt werden soll. Diese steuerlichen Kosten werden natürlich dem Anleger zugeordnet. Daraus resultieren höhere jährliche Verwaltungskosten (diese erkennt man am sogenannten TER). Bei einem Indexfonds kommt es höchstens einmal zu einem Tausch, wenn eine Aktie einen Index wie den Dax oder den S&P 500 verlassen muss und ein anderer Wert diese Stelle einnimmt. Die so entstehenden Kosten sind zu vernachlässigen.
Fazit: Passives Investieren in ETFs ist gegenüber vielen anderen Investmentstrategien einfach unschlagbar. Das Buch sollte jeder (angehende) Investor gelesen haben.