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Buchtipp: „Nudge“ von Richard H. Thaler und Cass R. Sunstein

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Ein Nudge ist ein kleiner Schubser in die richtige oder falsche Richtung. Es geht dabei immer um Einflussnahme bei Entscheidungen. Das alles und noch viel mehr wird in dem wunderbaren und gut zu lesenden Buch „Nudge“ von Richard H. Thaler und Cass R. Sunstein (erschienen im Ullstein Verlag) beschrieben.

Was ist ein „Nudge“?

„Nudge“ klingt niedlich. Ein kleiner Schubser. Damit ich in die Gänge komme und mich endlich entscheide. Doch wofür? Da wird es interessant. Denn wer einen Nudge „baut“, versucht immer, die Entscheidungen anderer Menschen in eine bestimmte Richtung zu lenken. Welche Richtung das ist, ist oft sofort klar. Es passiert aber genau so oft, dass man im Dunkeln tappt und meistens erst hinterher mitbekommt, wie die eigene Entscheidung für oder gegen etwas von außen beeinflusst wurde. 

Wer hat den Vorteil des „Nudges“?

Meist nutzt derjenige, der sozusagen am Drücker sitzt und den Nudge initiiert, den Vorteil eines Nudges. Wie dieser Nudge wirkt und wie er aufgebaut ist, kann über Erfolg oder Misserfolg einer Kampagne, Dienstleistung oder Wahl entscheiden. Deshalb nennt man diesen Bereich auch „Entscheidungsarchitektur“. Entscheidungsarchitekten sind also diejenigen, die einen Nudge entwerfen und „bauen“, damit er zur Anwendung kommt.

Entscheidungen werden zu 90 % emotional getroffen!

Fakt ist, dass viele Entscheidungsprozesse – die Wahl des passenden Versicherungsvertrages oder des Ausbildungsplatzes, eines Kredits oder eine bestimmte Ernährung, umweltschonende Verhaltensweisen oder Investmententscheidungen – zu 90 % über rein emotionale beziehungsweise psychologische Kriterien getroffen werden. Da Menschen diese Entscheidungen treffen, geht man davon aus, dass die meisten dieser Entscheidungen fehlerhaft sind. Um nicht zu sagen, ziemlicher Murks. An dieser Stelle kommen intelligente Nudges ins Spiel – sofern Regierungen, Behörden, Unternehmen oder Institutionen das wollen.

Diese Fragen sind wichtig!

Unabhängig davon gilt, sich bei allen größeren Entscheidungen folgende Fragen zu stellen:

  • Warum entscheide ich mich genau für diese Variante und nicht für eine andere?
  • Welche Motivation habe ich, jetzt diese oder die andere Entscheidung zu treffen?
  • Woher stammen die Informationen, aufgrund derer ich meine Entscheidungen treffe?
  • Wirkt eventuell ein externer Nudge auf meinen persönlichen Entscheidungsprozess ein und zwar zu meinem Nachteil?
  • Wie triffst du deine Entscheidungen?
  • Sind sie wirklich ohne Einflüsse von außen getroffen?
  • Wann merkst du, dass deine Entscheidungen fehlerhaft sind?
  • Was machst du in diesem Fall?

Einmal getroffene Entscheidungen werden selten revidiert!

Die richtigen Entscheidungen zu treffen ist deshalb so wichtig, da Menschen dazu neigen, einmal getroffene Entscheidungen nicht mehr zu revidieren. Aus dem Investmentbereich ist bekannt, dass Anleger sehr oft an einmal gekauften Aktien oder Investmentfonds festhalten – obwohl deutlich erkennbar ist, dass die ursprüngliche Entscheidung keine gute war. Änderungen vorzunehmen ist immer sehr anstrengend und Menschen vermeiden das gern oder schieben wichtige Entscheidungen vor sich her in der Hoffnung, dass sie sich von selbst erledigen. Was natürlich in den meisten Fällen nicht passiert. 

Nudges“ können dazu beitragen, bessere Entscheidungen zu treffen!

Nudges oder nennen wir sie Entscheidungshilfen können dazu beitragen, dass wir die richtigen Entscheidungen treffen. Dazu müssen diejenigen, die die Angebote machen, natürlich bereit sein, im Sinne der Nutzer oder Verbraucher ihre Angebote zu gestalten. Die Versuchung ist bei Unternehmen oder Behörden natürlich groß, die Entscheidungsarchitektur so aufzubauen, dass Menschen, die sich nicht die richtigen Fragen stellen und das Angebot nicht kritisch hinterfragen können, schlechte Entscheidungen treffen, die nicht zu ihrem Vorteil sind. Das Unternehmen oder die Institution hat den Vorteil, einen Nudge so gestalten zu können, dass er dem Unternehmen/ der Institution das Optimum an Ergebnis bringt – dem Kunden/ Verbraucher/ Bürger aber nicht immer. 

Erkennst du „Nudges“, bist du im Vorteil!

Viele Beispiele im Buch zeigen „Nudges“ in der Praxis und wie sie wirken. Es ist verblüffend zu lesen, wie leicht sich die menschliche Psyche beeinflussen lässt.  Nach der Lektüre wird der Leser bestimmt einige Zusammenhänge bei der Entscheidungsfindung anders betrachten. Die Erkenntnisse aus dem Buch könnten dazu führen, dass der Leser früher getroffene Entscheidungen eventuell neu bewerten wird. Und vielleicht wird mancher sogar diese suboptimal getroffenen Entscheidungen revidieren. Auf jeden Fall wird man bei seinen künftigen Entscheidungen viel besser wahrnehmen, ob und wie dabei ein bestimmter Nudge wirkt und ob dieser positiv für einen selbst ist oder doch eher die andere Partei bevorzugt.

Wenn du dich für Verhaltensökonomie interesssierst, dann könnte das Buch „Schnelles Denken, langsames Denken“ etwas für dich sein. 

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