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Diversifikation im Depot mit dem „Allwetter-Portfolio“ von Ray Dalio!

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Die „Allwetter-Portfolio“ von Ray Dalio ist so simpel wie genial aufgebaut. Dalio, der dafür bekannt ist, der Diversifikation eines Portfolios die größte Aufmerksamkeit zu widmen, zählt seit Jahren konstant zu den besten Finanzmanagern weltweit. Wie so viele andere große und bekannte Finanzmanager baut er sein Investment-Portfolio nach der Maxime auf, dass das vorhandene Risiko so klein wie möglich gehalten wird. Wie das in der Praxis funktionieren kann, zeigt dieser Artikel.

Wer sein Investmentkapital sorgfältig auf verschiedene Asset-Klassen mit der richtigen Gewichtung verteilt, kann auf diese Art in jeder Börsenlage ruhig schlafen und wird langfristig gute Gewinne einfahren.

Im Gespräch mit Tony Robbins für dessen Buch „Money“ hat Ray Dalio erstmals verraten, wie er ein ganz normales Portfolio für Privatanleger strukturieren würde. Sein Ansatz ist simpel und verzichtet auf das ganze Tamtam, das in der Finanzbranche so oft den Ton angibt. 

Robbins hat dieses von Ray Dalio zusammengestellte Muster-Portfolio einem umfangreichen Backtest unterzogen. Dabei kam eine konstante Jahresperformance von 9,72 Prozent für den Zeitraum 1984 bis 2013 heraus. Das ist ein sensationeller Wert. Hier weitere Ergebnisse aus dem umfangreichen Backtesting:

„Tony Robbins sagte, dass das für diesen Allwetter-Portfolio-Mix von 1984 bis 2013 zugewiesene Kapital in mehr als 86% der Fälle rentabel gewesen wäre. Der durchschnittliche Verlust dieses Portfolios betrug knapp -2%, wobei einer der Verluste nur -0,03% betrug.
Beim Backtesting während der Weltwirtschaftskrise wurde deutlich, dass das Allwetter-Portfolio nur 20,55% verloren hat, während der S&P 64,4% verloren hat. Das ist fast 60% besser als beim S&P.
Der durchschnittliche Verlust von 1928 bis 2013 für den S&P betrug 13,66%. Das Allwetter-Portfolio weist 3,65% auf.
In Jahren, in denen der S&P einige seiner schlimmsten Rückgänge wie 1973 und 2002 hinnehmen musste, verdiente das Allwetter-Portfolio tatsächlich Geld.
In den letzten 10 Jahren ergab sich eine durchschnittliche jährliche Rendite von 7,42% und eine Standardabweichung von 5,56%.“

(Quelle: www.newtraderu.com)

Kann ich das Allwetter-Portfolio mit ETFs nachbilden?

Ich habe versucht, mit ETFs, die bei deutschen Depotbanken üblicherweise angeboten werden (auch als Sparpläne) dieses „Allwetter-Portfolio“ nachzubilden. Dies dürfte vor allem für Einsteiger interessant sein, die sich für eine langfristig ausgelegte Portfolio-Struktur interessieren, die von Ray Dalio inspiriert ist. Das sind gleichzeitig aber auch Privatanleger, die nicht groß ins Finanzthema einsteigen, aber trotzdem von den langfristigen Gewinnen an den internationalen Finanzmärkten profitieren wollen.

Wie funktioniert das Umschichten im Allwetter-Portfolio?

Man muss abschließend noch erwähnen, dass Ray Dalio empfiehlt, das „Allwetter-Portfolio“ regelmäßig zu überprüfen. Damit ist gemeint, die Performance der einzelnen Asset-Klassen zu checken. Wenn sich sich eine der vertretenen Asset-Klassen sehr gut im Betrachtungszeitraum entwickelt hat, sollte man bei dieser Anteile reduzieren und das frei gewordene Kapital in der Assetklasse einsetzen, in der es im gleichen Zeitraum schlechter lief. 

Auf diese Weise schichtet man innerhalb des Depots vorsichtig um, sodass der ursprüngliche Anteil der einzelnen Asset-Klassen möglichst immer gleich bleibt. Ich denke, dass man das ein Mal im Jahr machen sollte. Die ganz fleißigen Anleger können auch alle sechs Monate diesen Check ihres Depots machen.

Re-Balancing beim Allwetter-Portfolio kostet Geld!

Dabei muss ich aber drauf hinweisen, dass jede Transaktion – also der Verkauf und der Kauf von Anteilen eines ETFs – Gebühren und eventuell Steuern kostet. Im Laufe der Zeit summieren sich solche Beträge zu einer ganz erklecklichen Summe. Deshalb sollte man beim Re-Balancing des Portfolios mit Bedacht vorgehen.

Diese Asset-Aufteilung empfiehlt Ray Dalio bei der Allwetter-Strategie:

  • 7,5 % Gold
  • 7,5 % Rohstoffe
  • 30 % Aktien
  • 15 % Mittelfristige US-Staatsanleihen (7 bis 10 Jahre Laufzeit)
  • 40 % Langfristige US-Staatsanleihen (20 bis 25 Jahre)

Ich habe versucht, das mit Publikums-ETFs umzusetzen, die ich bei der comdirect Bank und der Consorsbank gefunden habe. Hier ist mein Ergebnis:

Allwetter-Strategie: Aktien

  • Bezeichnung: iShares Core S&P 500 UCITS ETF USD – ACC ETF
  • Aktien USA S&P 500
  • WKN: A0YEDG
  • Sparplan-fähig: ja, bei comdirect und Consorsbank

Allwetter-Strategie: Aktien

  • Bezeichnung: Xtrackers Russell 2000 UCITS ETF
  • Aktien Nebenwerte USA Russel 2000
  • WKN: A1XEJT
  • Sparplan-fähig: ja, bei comdirect und Consorsbank

Allwetter-Strategie: Anleihen

  • Bezeichnung: Lyxor iBoxx $ Treasuries 10Y+ (DR) UCITS ETF
  • US-Staatsanleihen 10 Jahre und länger Laufzeit
  • WKN: LYX0Z9
  • Sparplan-fähig: nein, bei comdirect und Consorsbank

Allwetter-Strategie: Anleihen

  • Bezeichnung: iShares $ Treasury Bond 1-3yr UCITS ETF
  • US-Staatsanleihen 1 bis 3 Jahre Laufzeit
  • WKN: A0J202
  • Sparplan-fähig: ja, bei comdirect und Consorsbank

Allwetter-Portfolio: Gold und Rohstoffe sind schwieriger über ETFs einzubinden!

Den Anteil Gold und Rohstoffe mittels verfügbaren ETFs darzustellen, gestaltet sich für mich schwierig. Ich habe bei den o.g. Direktbanken kein adäquates Produkt gefunden, schon gar nicht als Sparplan.

Was ich gefunden habe bei extraetf ist folgendes:

  • Gold
  • Xetra Gold
  • WKN A0S9GB
  • thesaurierend
  • TER 0,36%

Notfalls muss man hier auf handelbare und liquide Anlagezertifikate ausweichen. 

Mein Fazit zum Allwetter-Portfolio nach Ray Dalio!

Grundsätzlich ist der Aufbau eines Allwetter-Portfolios eine lohnenswerte Aufgabe. Das gilt insbesondere für Anleger mit einer größeren Investitionssumme. Ein Anleger, der eine größere Summe über ein reines Aktien-Portfolio managt, muss sich zwangsläufig sehr intensiv mit den Finanzmärkten auskennen. Für einen sechsstelligen Geldbetrag ein Portfolio mit einzelnen Aktien aufzubauen (nach den Grundregeln von Ray Dalio) ist mehr als ein Hobby. Es erfordert Aufwand und Wissen über die Zusammenhänge des Wirtschaftslebens.

Es ist erheblich einfacher (und kostengünstiger), das Allwetter-Portfolio über ETFs beziehungsweise Zertifikate abzubilden als über Einzelinvestments bei Aktien, Anleihen, Rohstoffen und Gold.

Mir persönlich fehlt im Allwetter-Portfolio die Assetklasse Immobilien. Diese kann man am Aktienmarkt hervorragend über REITs abbilden. Es gibt aber eine Schwierigkeit, denn einerseits sind REITs an der Börse notierte Aktien von Immobilienunternehmen. Und als Aktien zählen sie eigentlich zum Bereich Aktien im Allwetter-Portfolio. Andererseits sind Immobilien eine eigene Assetklasse, die nur gering mit dem klassischen Aktienmarkt korreliert. Wie REITs in einer Rezession abschneiden, habe ich in diesem Artikel am Beispiel der Finanzkrise 2007 bis 2009 beschrieben.

Ich würde also das Allwetter-Portfolio dahingehend anpassen, dass ich REITs unbedingt mit integrieren würde. Dafür würde ich den prozentualen Anteil bei den Anleihen verringern. Das ist aktuell meiner Meinung nach nicht schlimm, denn Anleihen rentieren momentan ohnehin kaum aufgrund der anhaltenden Niedrigzinspolitik der Zentralbanken.

  • US-REITs
  • Immobilien in den USA
  • WKN A0LEW6
  • replizierend, ausschüttend
  • TER 0,4%
  • Rendite 3,17%
  • Sparplan-fähig bei comdirect und consorsbank

Das Allwetter-Portfolio ist besonders interessant für ältere Privatanleger ohne besondere Kenntnisse im Finanzbereich!

Das gilt auch für Anleger im fortgeschrittenen Alter, die über wenig Wissen in Finanzthemen verfügen. Spätestens ab dem 50. Lebensjahr sollten diese Privatanleger von einer reinen Aktien-Strategie absehen. Das Risiko und der Aufwand für ein solches Portfolio könnte zu groß sein. Wer hier ein schlechtes Timing erwischt, der kann eine lang andauernde Rezession von 10 Jahren oder länger nicht überstehen. Ein älterer Anleger hat einfach nicht die Zeit, um einen großen und nachhaltigen Abschwung an den Finanzmärkten auszusitzen. Gerade für diese Zielgruppe bietet sich das Allwetter-Portfolio von Ray Dalio an. 

Aber es gibt auch kritische Stimmen, die vor allem mit dem sehr hohen Anteil von Anleihen im Allwetter-Portfolio unzufrieden sind. Durch die Niedrigzinspolitik der Notenbanken in den letzten Jahren sind die Anleihenkurse teilweise extrem gestiegen und sind deshalb bei der geringsten Möglichkeit einer Zinswende sehr anfällig für Kursverluste. Eine Zinswende ist wahrscheinlich auch ein Bremsklotz für weiter steigende Aktienkurse. Die Vielzahl an Möglichkeiten für eine ungewisse Zukunft an den Finanzmärkten ist groß. Sind Prozesse zu komplex, sollte man zu einfachen Lösungen tendieren. In diesem Zusammenhang ist dieser Artikel über Diversifikation und Portfoliomanagement für dich bestimmt interessant.

Photo by Tyler Donaghy on Unsplash

Tags: Allwetter-Portfolio, Börsentipps, ETF-Sparpläne, Finanzbildung, finlog, Investmentstrategie, Ray Dalio

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2 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • LetMoneyWork von Twitter
    Januar 31, 2020 11:47 am

    Hi!

    „Ein Anleger, der eine größere Summe über ein reines Aktien-Portfolio managt, muss sich zwangsläufig sehr intensiv mit den Finanzmärkten auskennen. Für einen sechsstelligen Geldbetrag ein Portfolio mit einzelnen Aktien aufzubauen (nach den Grundregeln von Ray Dalio) ist mehr als ein Hobby. “

    Mir fehlen nach aktuellen Stand ca. 40 K für einen 6 stelligen Betrag im Depot. Schwankt halt, aber das weißt du. Es ist für mich auch ein großes Hobby. Ich bin jedoch nicht der Meinung, dass man sich damit INTENSIV auskennen muss. Regelmäßiges investieren in Qualitätsfirmen . z.B. SAP, Linde, MSFT, UNILEVER, PEPSI, VISA, INTEL, Apple, Nestle, Novartis, National Grid, Enbridge, Brookfield uvm. bringt über die Zeit satte Renditen auch für Leute die sich nicht intensiv damit beschäftigen.
    Es gibt Untersuchungen, dass selbst Affen per Zufallstreffer Renditen einfahren oder Kühe, die per Zufall auf ein vorabmarkiertes Feld ihr Geschäft verrichten.

    Gruß
    LetMoneyWork von Twitter

    Antworten
    • Hi, ich sehe das mittlerweile genau so. Man muss sich nicht mit allen Einzelheiten seiner Aktieninvestments auskennen. Ich behaupte sogar, dass es nicht zu schlechteren Ergebnissen führt, wenn man weniger Ahnung hat. Viel wichtiger ist nicht, welche einzelnen Aktien du im Depot hast, sondern wie du dein Risiko im Portfolio managst und wie viel Zeit du für deinen Vermögensaufbau hast.

      Antworten

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