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Finanzmarkt-Indizes vor Top-Bildung? Shiller-KGV mahnt zur Vorsicht!

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Das Shiller-KGV wurde vom Ökonomen und Wirtschaftsnobelpreisträger Robert Shiller entwickelt. Umfangreiche Backtests haben inzwischen bewiesen, dass es ein besserer Indikator für die Finanzmärkte ist als das normale KGV. Wie das Shiller-KGV funktioniert und wo es aktuell notiert, erfährst du in diesem Artikel.

Robert Shiller wurde 1946 geboren und erhielt 2013 gemeinsam mit Lars Peter Hansen und Eugene Fama den Wirtschafts-Nobelpreis. Sein Buch „Irrationaler Überschwang“ erschien im Jahr 2000 und nahm den Absturz an den Aktienmärkten und das Platzen der Dotcom-Blase vorweg. Auch vor der Immobilienblase 2007 bis 2009 warnte er frühzeitig. (Quelle: wikipedia)

Durch diese „Vorhersagen“ hat sich Shiller einen von vielen konservativen Value-Investoren geschätzten Status als „Rufer in der Wüste“ erworben. Seine Arbeiten sind im Bereich Behavioral Finance anzusiedeln. Shiller untersucht in seinen Büchern und Forschungen den Herdentrieb von Anlegern an den Finanzmärkten und den Spieltrieb als Grundlage für Investitionsentscheidungen. Seiner Auffassung nach führt dieses emotionale Verhalten regelmäßig zu Über- und Untertreibungen an den Finanzmärkten. Mehr zu Behavioral Finance kannst du in diesem Artikel lesen.

Das KGV ist der Klassiker unter den fundamentalen Kennzahlen!

Das normale KGV einer Aktie ist eine fundamentale Kennzahl, die von vielen Investoren zur Bewertung einer Aktie herangezogen wird. Anleger sollten das KGV niemals losgelöst von anderen Fundamentalkennzahlen zur Einschätzung einer Aktie verwenden. Das KGV macht nur Sinn, wenn man es in Relation zum erwarteten Gewinnwachstum setzt. Und wie für Aktien gilt das auch für das KGV auf ganze Indizes wie den DAX oder den S&P 500.

Mit einer einfachen KGV-Analyse kommen wir also nicht weiter. Schon gar nicht, wenn wir die Höhe des KGV als Maßstab dafür nehmen, um festzustellen, ob eine Aktie oder eben ein ganzer Markt aktuell über- oder unterbewertet ist. Es ist auch kein geeigneter Indikator, um Ein- oder Ausstiege zu timen.

Das Shiller-KGV ist eine geglättete Variante des KGV!

In diesem Moment kommt das Shiller-KGV zum Einsatz. Es bietet mehrere Vorteile. Es handelt sich beim Shiller-KGV nämlich um eine über zehn Jahre geglättete und zugleich inflationsbereinigte Variante des KGV. Das sogenannte Shiller-KGV, auch Cyclically Adjusted Price-to-Earnings Ratio (CAPE) genannt, basiert auf dem Durchschnitt der inflationsbereinigten Unternehmensgewinne der zurückliegenden zehn Jahre. (Quelle: wikipedia)

Ist das Shiller-KGV ein geeigneter Indikator für Über- und Unterbewertung?

Bei Backtests hat sich das Shiller-KGV als wertvoller Indikator erwiesen, um eine tendenzielle Über- oder Unterbewertung eines Marktes zu erkennen. Zum Beispiel wies das Shiller-KGV für den Dow Jones 1929 einen Wert von 32 auf. Eine extreme Überbewertung des Aktienmarktes war erkennbar. Das normale KGV lag zu diesem Zeitpunkt bei 18. Im Zusammenspiel mit sinkenden Gewinnen der Unternehmen folgte der große Börsencrash, der den US-amerikanischen Aktienmarkt nach einem brutalen Crash für 15 Jahre seitwärts schickte. 

Shiller-KGV im Keller und der Aktienmarkt setzte zu einer fast 20 Jahre dauernden Hausse an!

Nachdem das Shiller-KGV 1948 fast auf 8 fiel (und das zum dritten Mal innerhalb der letzten 19 Jahre), hätte der Investor mit relativ geringem Risiko long am Aktienmarkt gehen können und in den nächsten 20 Jahren schöne Gewinne im Dow Jones eingefahren.

Die letzten großen Crashs an den Finanzmärkten geben widersprüchliche Aussagen über das Shiller-KGV!

Auch die beiden letzten großen Crashs an den Finanzmärkten hätte ein Investor unter Zuhilfenahme des Shiller-KGV überraschend gut überstanden. Im Jahr 2000 notierte das Shiller-KGV ungefähr bei 40 (das normale KGV lag bei 32) und zeigte eine enorme Überbewertung des US-Aktienmarktes an. Wer daraufhin seine Positionen abgesichert oder abgebaut hätte, wäre dem großen Ausverkauf, der sich bis ins Jahr 2003 hinzog, entgangen.

Etwas schwieriger gestaltet sich die Situation im Jahr 2008. Das normale KGV lag bei unglaublichen 120, während das Shiller-KGV „nur“ bei knapp 30 notierte. Dieser Crash hätte also auch einen Investor, der auf das Shiller-KGV achtet, ziemlich kalt erwischt.

Das Shiller-KGV ist kein Timing-Indikator!

Es sei noch einmal darauf hingewiesen, dass das Shiller-KGV als Indikator für die Finanzmärkte recht gut eine Übertreibung anzeigt. Es ist jedoch kein Timing-Indikator! Das Shiller-KGV kann sich über Jahre in einer überkauften Zone aufhalten – ohne dass der Markt fällt. Es ist also lediglich ein Warnzeichen für den smarten Investor. 

Wo steht das Shiller-KGV zur Zeit?

Aktuell notiert das Shiller-KGV über 30 und das schon bald zwei Jahre. Historisch betrachtet befinden wir also wieder in einem Bereich, der zumindest zur Vorsicht mahnt. Die Dauer der aktuellen Hausse spricht ebenfalls dafür, bei seinen Aktieninvestments etwas vorsichtiger zu werden. Nach über zehn Jahren steigender Kurse an den meisten Finanzmärkten sind die Bewertungen vieler Aktien und die der führenden Indizes (ausgenommen China) zumindest sportlich zu nennen.

Mein Fazit zur Verwendung des Shiller-KGV als Markttiming-Indikator!

Die Verwendung des KGV zur Analyse von Aktien oder Indizes ist schwierig. Auch das verbesserte und erheblich realistischere Shiller-KGV basiert letztendlich auf Kennzahlen, die über die Jahrzehnte gesehen nicht statisch gleich betrachtet werden können. 

Ist das Shiller-KGV eventuell nicht mehr aussagekräftig?

Zum Beispiel haben sich Bilanzierungsvorschriften für Unternehmen über die Jahrzehnte sehr verändert. Unternehmen können heutzutage ihre Gewinne leichter „verstecken“ als das früher der Fall war. Die Globalisierung und der knallharte Wettbewerb von (steuerlich betrachtet) attraktiven Unternehmensstandorten spielt hier mit herein. Und das hat wiederum Einfluss auf die Berechnung des KGV (oder des Shiller-KGV) des Gesamtmarktes.

Das Shiller-KGV notiert hoch, aber es gibt aktuell keinen Grund, seine Aktien zu verkaufen!

Es gibt aktuell keinen Grund, seine Aktien zu verkaufen. Aber ein Anleger müsste blind sein oder ein Novize an den Finanzmärkten, um nach über zehn Jahren Bullenmarkt davon auszugehen, dass Kurszuwächse von 20 bis 30 % wie im vergangenen Jahr einfach so in die Zukunft fortgeschrieben werden können. 

Das Shiller-KGV ist eine Art Börsen-Ampel!

Das Shiller-KGV als Indikator für die Finanzmärkte kann der kluge Investor als eine Art Ampel für den Aktienmarkt betrachten und nutzen. Steht die Ampel auf rot, sollte man vorsichtig sein. Steht sie auf grün, gibt man Vollgas. Aktuell steht die Ampel zumindest auf dunkelgelb. 

Photo by Michał Parzuchowski on Unsplash

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