Smart Money: Folge den Big boys ersetzt nicht die eigene Anlagestrategie. Aber von Profis lernen hat noch keinem geschadet.
Wer sich für Börse, Investment und Aktien interessiert, der steht schnell vor einem Dilemma. Die Flut an Informationen seitens der Banken, der Analysten und anderer Trader und Investoren erschlägt einen beinahe. Wer keine eigene Methode für seine Investitionen an den Finanzmärkten entwickelt hat, muss eine Flut an Ratschlägen und Meinungen verarbeiten. Meistens weiß man hinterher immer noch nicht, was man tun soll.
Da man aber aktiv sein will – also Aktien kaufen – muss man etwas tun. Aber was? Welche Aktie kaufe ich? An wem orientiere ich mich? An den Influencern auf Social media? Das wäre der ganz einfache Weg, aber die meisten von denen haben selbst keine Ahnung und plappern nur nach, was andere sagen. Wirklich erfolgreich wird man mit dieser Methode des Copy Investiv nicht. Und lernen kann man dabei auch nichts.
Dazu kommt: Um die guten von den schlechten Influencern zu unterscheiden, muss man ausgedehntes Research betreiben. Das bedeutet Aufwand. Diese Anstrengung kann man dann auch gleich in die Suche nach guten Aktien investieren. Also steht der ratlose Börsianer wieder am Anfang seiner Überlegungen.
Andererseits braucht gerade der Aktien-Newbie Hilfe und Orientierung. Wenn also abgucken – dann doch besser bei den Profis. Aber wie geht das? Der Rat heißt: Folge dem smart money!
Was ist damit gemeint? Grob gesagt bedeutet dieser Ratschlag, sich an den Großinvestoren zu orientieren und Aktien zu kaufen, die sie kaufen. Doch wie geht das? Wieder einmal reicht der Blick über den großen Teich um festzustellen, dass die USA einfach Meilen weit voraus sind in Sachen Aktienkultur im Vergleich zu Europa.
In den USA müssen Investoren mit einem Anlagevermögen von über 100 Mio. USD in jedem Quartal die Käufe und Verkäufe veröffentlichen, die sie in ihren Depots vorgenommen haben. Das geschieht mit den sogenannten 13F-Filings. Diese werden von der US-amerikanischen Börsenaufsicht einmal im Quartal auf www.sec.gov veröffentlicht. Jeder kann hier Einsicht nehmen und sich einen Überblick verschaffen, was die „big boys“ im letzten Quartal in ihren Anlagedepots gemacht haben.
Natürlich ist das ein Rückblick. Es wäre ja auch zu schön, um wahr zu sein, wenn man sehen würde, welche Transaktionen zum Beispiel Bill Ackman in seinem Hedgefonds gerade tätigt. So einfach ist es natürlich nicht. Es geht um etwas anderes: Es geht um einen Lernprozess und darum, in Zukunft bessere eigene Investmententscheidungen zu treffen.
Bei den Profi-Anlegern abgucken: Lohnt sich das?
Warum sollte man nicht bei den Profis „spicken“ und sich erlaubterweise den einen oder anderen Tipp geben lassen? Klar hat man als Trader oder Investor den persönlichen Ehrgeiz, seine eigenen Entscheidungen zu treffen und den ganz großen Treffer zu landen. Jeder möchte gern die Amazon-Aktie bei 7,50 USD kaufen und halten (ja, Amazon notierte nach der Dotcom-Blase im Tief bei diesen Kursen). Wenndas so einfach wäre, wieso schneiden dann die meisten Privatanleger schlechter ab als der Marktdurchschnitt? Was viele versuchen ist, die nächste Amazon Aktie zu finden und über lange Zeit zu halten. Das ist allerdings keine Strategie, das ist Hoffen auf Glück und Zufall.
Es ist doch klar, dass Vollzeit-Investoren andere Möglichkeiten haben als kleine oder mittelgroße Privatanleger. Sie haben das bessere Team, die schnellere Software (Stichwort Bloomberg Terminal) und die besseren Informationen. Diese Vorteile zu nutzen und den Profis sozusagen über die Schulter zu schauen, bringt echtes Learning. Damit nicht gesagt, dass man die Investitionen der großen Investoren einfach so „nachbaut“. Das funktioniert auch gar nicht, denn die veröffentlichten Transaktionen sind ja die aus dem vergangenen Quartal. Wie wäre es statt dessen, wenn man sie als Anregung für seine eigenen Überlegungen nutzt?
Smart Money: Lernen von den Profis!
Wer beobachtet, welche Positionen beispielsweise Ray Dalio in seinem Fonds hält, der kann eine ganze Menge lernen. Man kann nachempfinden, wie Investoren vom Schlage eines Ray Dalio oder Warren Buffett ticken. Wie sie ihre Entscheidungen treffen. Man kann – zumindest im Nachhinein – prüfen, auf Grund welcher fundamentaler Daten oder charttechnischer Konstellationen sie eine Kauf- oder eine Verkaufsorder platziert haben. Das ist aufschlussreich und spannend. Und man kann sehr viel lernen. Denn die getätigten Transaktionen zeigen zumindest ein wenig von der Strategie und den Gedankengängen dieser Profis.
Den Profis über die Schulter zu schauen ist kostenloser Schulunterricht!
Mit ein bisschen Phantasie und Einfühlungsvermögen kann man erkennen, warum der eine bei diesem Unternehmen eingestiegen ist oder der andere bei einem anderen Unternehmen die Reißleine gezogen hat. Interessante Beobachtung von mir: Oftmals sind sich die Profi-Investoren auffallend einig, was die Einschätzung von Unternehmen angeht. Für mich ist das jedenfalls immer wieder kostenloser Schulunterricht. Dafür kann man das eine oder andere Webinar eines selbsternannten Experten gerne einmal sausen lassen. Meiner Meinung nach ist es bedeutend lohnenswerter, sich eingehend mit den Filings der „big boys“ zu beschäftigen.
Smart Money: Wie findet man die Investment-Profis?
Wie findet man die Profis, um ab und zu einen Blick auf ihre Käufe und Verkäufe zu werfen? Hier muss jeder selbst recherchieren. Leute wie Buffett, Dalio oder Carl Icahn sind wahrscheinlich den meisten Privatanlegern bekannt. Doch es gibt natürlich noch einige andere, die ihr Handwerk verstehen. Am besten ist es, sich auf der Website der SEC einen Überblick zu verschaffen und sich mit einigen der großen Investoren und Hedgefonds-Manager vertraut zu machen. Google hilft da bestimmt weiter, um weitere Informationen zu diesen Personen und deren Anlagestrategie zu finden.
Welche Investoren sind meine Vorbilder?
Meine Lieblings-Investoren, bei denen ich immer wieder gern zur Schule gehe, sind:
- Bill Gates
- Carl Icahn
- Seth Klarman
- Monish Pabrai
- Joel Greenblatt
- Guy Spier
- Ray Dalio
Wie gesagt: Wenn ich schon abgucken muss bei der Klassenarbeit, dann mache ich das bei den Profis und nicht bei denen, die auf der Ersatzbank sitzen.
Welche Vorteile du hast, wenn du dir deine eigenen Gedanken zu Investments machst, kannst du noch viel besser verstehen, wenn du meinen Artikel über Gruppenverhalten und Herdentrieb an der Börse liest.
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