Wenn es um persönliche Weiterentwicklung geht, gibt es zwei Kategorien von Menschen. Zumindest, wenn man der Methode von Carol Dweck glaubt. Dweck ist Professorin für Psychologie an der Stanford University. Sie spricht in ihrem Buch „Selbstbild“ vom dynamischen und dem statischen Selbstbild. Kann diese Erkenntnis auch auf Unternehmen angewendet werden?
Es gibt Menschen, die ihr Schicksal passiv annehmen. Sie sind der Meinung, dass man nichts an den Gegebenheiten ändern kann und dass man das Leben einfach so nehmen muss, wie es kommt. Diese Menschen haben ein statisches Selbstbild verinnerlicht.

Dann gibt es noch diejenigen, die glauben, dass man mit Anstrengung, Fleiß, Weiterbildung und persönlicher Weiterentwicklung sein Leben aktiv bestimmen kann. Letztere verfügen über ein dynamisches Selbstbild. Sie wollen aus ihren Erfahrungen (und aus ihren Fehlern) lernen. Sie erlauben sich explizit, Fehler zu machen. Ihre Prioritäten sind persönliche Weiterentwicklung, lebenslanges Lernen und das Streben nach Glück und Zufriedenheit.
Menschen mit einem statischem Selbstbild sind tendenziell negativ eingestellt!
Menschen mit einem statischen Selbstbild verharren in ihrer Situation, fressen Ärger in sich hinein, projizieren ihre Ängste und Aggressionen auf andere Menschen in ihrem Umfeld oder auf den Arbeitgeber oder den Staat. Alle anderen sind schuld und niemals suchen sie die Ursache für ihre Unzufriedenheit bei sich selbst. Sie sind der Überzeugung, dass man entweder mit Talent geboren wird oder dass man über keines verfügt und infolgedessen auch über keine besonderen Fähigkeiten. Menschen mit Talent sind für sie Glückskinder, die nichts für ihren Erfolg getan haben – weil sie ja über ausreichend Talent verfügen.
Haben Unternehmen ein Selbstbild?
Kann ich auch Unternehmen danach beurteilen, ob sie eine dynamische Unternehmenskultur haben oder eine statische?
In ihrem Buch „Selbstbild“ geht die Psychologin Carol Dweck unter anderem dieser Frage nach. Sie überprüfte ihre Theorie anhand einer Liste von Unternehmen aus den Fortune 1000. Sie kommt zu folgenden Ergebnissen:
„Wenn ein Unternehmen ein statisches Selbstbild fördert und davon ausgeht, dass die Mitarbeiter es entweder haben oder nicht, dann sprechen wir von einer „GenieKultur“. Wenn ein Unternehmen ein dynamisches Selbstbild fördert und davon ausgeht, dass Mitarbeiter lernen und ihre Leistung mit Einsatz, guten Strategien und guter Anleitung verbessern können, dann sprechen wir von einer „Wachstumskultur.“
Carol Dweck in ihrem Buch „Selbstbild – Wie unser Denken Erfolge oder Niederlagen bewirkt“. Erschienen im Piper Verlag.
Wie beurteilen die Mitarbeiter das Unternehmen, in dem sie arbeiten?
Soweit erst einmal die Einteilung, die Carol Dweck vorgenommen hat. Im nächsten Schritt wurden die Mitarbeiter der ausgewählten Unternehmen befragt. Dabei ging es um das Vertrauen der Mitarbeiter in ihr Unternehmen, ihr Selbstbewusstsein als Angestellte und Mitarbeiter und ihre Loyalität gegenüber dem Unternehmen. Zusätzlich wurden sie zu den Themen Zusammenarbeit, Innovation und Ethik befragt.
Die Ergebnisse bestätigten komplett die Theorie. Mitarbeiter eines Unternehmens mit dynamischen Selbstbild haben viel mehr Vertrauen in ihr Unternehmen und übernehmen größere Verantwortung für ihre Arbeit. Sie haben auch Vertrauen in ihre Vorgesetzten und ihre Kollegen. Sie fühlen sich von ihnen nicht beurteilt, sondern dazu animiert, sich weiter zu entwickeln. Dadurch fühlen Sie sich ihrem Unternehmen auch mehr verbunden. Das zeigte sich ganz klar darin, dass es kaum Mitarbeiter von Unternehmen mit dynamischen Selbstbild gab, die kündigen und zu einem anderen Unternehmen wechseln wollten.
Soweit wurde die Theorie durch die Praxis bestätigt.
Aber aus diesen Beurteilungen kann ein Unternehmen natürlich nicht viel Profit im finanziellen Sinne herausziehen. Deshalb war die nächste Frage die nach der Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter und deren Innovationsfreude bei ihrer Arbeit.
Auch hier waren die Ergebnisse eindeutig. Mitarbeiter von Unternehmen mit dynamischen Selbstbild waren innovativer, kreativer und ordneten die selben Eigenschaften auch ihrem Unternehmen zu. Vor allem hatten sie keine Angst davor, Fehler bei der Arbeit zu machen. Im Gegenteil, die Mitarbeiter waren sich darüber im Klaren, dass Fehler Teil des Arbeitsprozesses sind und dass man aus ihnen lernt und sich durch Fehler und deren Behebung weiter entwickeln kann. Gerade letzteres ist ein typisches Zeichen dafür, ob ein Unternehmen ein statisches oder ein dynamisches Selbstbild hat.
Fehler zuzulassen, schafft Vertrauen und Loyalität bei den Mitarbeitern eines Unternehmens!
Wenn man Angestellten und Mitarbeitern erlaubt, Fehler zu machen, dann schafft man eine Atmosphäre des Vertrauens und der Loyalität, aber auch des permanenten Verbesserungsprozesses. Dieser wiederum wirkt sich auf die Qualität der Produkte oder Dienstleistungen des Unternehmens aus. Die Folge ist, dass ein Unternehmen mit dynamischen Selbstbild wettbewerbsfähiger gegenüber Konkurrenten ist und damit auch den Aktionären langfristig einen größeren Profit bieten kann.
Wie können Aktionäre diese Erkenntnis einsetzen?
Wie können wir Aktionäre davon profitieren? Indem wir die Zufriedenheit der Mitarbeiter eines Unternehmens testen. Wie können wir das machen? Dafür gibt es die Website www.glassdoor.de Dort gibt man den Namen des Unternehmens ein und erfährt auf Knopfdruck, wie gut oder schlecht die Mitarbeiter ihr Unternehmen bewerten. Ein wunderbares Tool, um sozusagen hinter die Kulissen zu schauen, wie die Stimmung in dem Unternehmen ist. Ich verwende diese Website immer als Check, bevor ich mir Aktien von einem interessanten Unternehmen kaufe.
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