Im vorherigen Artikel habe ich die „Allwetter-Strategie“ von Ray Dalio vorgestellt. Hier kannst du den Artikel lesen. Je mehr ich über Börse und Aktien lerne, desto deutlicher wird mir, wie wichtig die richtige Portfolio-Struktur ist. Sie ist wahrscheinlich der essentielle Kern und damit die Basis für einen konsistenten, langfristigen Vermögensaufbau.
Das bedeutet: Nicht der Kauf einer einzelnen Aktie entscheidet über Gewinn oder Verlust, sondern wie ich die verschiedenen Aktien und andere Vermögenswerte aufteile.
Ausgehend von der Annahme, dass das Undenkbare so lange undenkbar ist, bis es passiert, sprechen wir also von einer Vermögensaufteilung, die allen (un)denkbaren Szenarien standhält.
Eine Möglichkeit dafür bietet die „Allwetter-Strategie“ von Ray Dalio. In meinem Artikel kannst du mehr darüber erfahren. Dalio legt besonderen Wert auf den optimalen Mix von verschiedenen Assetklassen.
Das Geheimnis des Sieges liegt in der Organisation der nicht offensichtlichen Dinge.
Marc Aurel
Die 0815-Bankberater sagen jetzt wahrscheinlich: „Dein Lebensalter bestimmt den Anteil der Aktien im Depot! Der andere Teil sind Anleihen.“ Das nennen diese Fachleute dann ausgewogenes Portfolio. Nichts ist falscher als diese Aussage. Dazu schauen wir uns das nachfolgende Bild an.

Die Darstellung zeigt ein Musterdepot, das zu 50 % aus Aktien besteht. Die andere Hälfte sind Anleihen. Das klingt nach einer sorgfältigen Diversifikation. Aber wie sieht das in der Praxis aus?
Tony Robbins hat sich in seinem Buch „Money“ ausführlich mit Ray Dalio über dieses Thema unterhalten. Hier geht’s zur Buchrezension. Fakt ist, dass in oben genannten Musterdepot das Risiko eben nicht 50 % beträgt (hervorgerufen durch den Aktienanteil in Höhe von 50 %), sondern eher 95 % beträgt. Wenn der gesamte Aktienmarkt einbricht, folgt dieses Depot fast 1:1 dem Gesamtmarkt.
Tony Robbins zitiert Ray Dalio mit einem Vergleich aus der Vergangenheit.
„Von 1973 bis 2013 brach der S&P 500 neun Mal ein. Die kumulierten Verluste betrugen 134 %. Im selben Zeitraum verloren Anleihen nur drei Mal an Wert, und die kumulierten Verluste betrugen gerade einmal 6 %. Wenn Ihr Portfolio also zur Hälfte aus Aktien und Anleihen bestand, machte der S&P 500 mehr als 95 % Ihrer Verluste aus.“
Ray Dalio in „Money“
Ray Dalio ergänzte, dass diese „De-facto-Strategie“ (Anmerkung: de facto deshalb, weil es gar keine wirkliche Strategie ist) auf der Hoffnung aufgebaut ist, dass Aktien zukünftig immer weiter steigen. Aber tatsächlich hat der Anleger mit diesem Ansatz mehr oder weniger gar keine Diversifikation in seinem Depot.
Es gibt zwei Risiken, die Anleger beachten sollten: das systematische und das unsystematische Risiko!
Wir müssen uns als Anleger immer wieder daran erinnern, warum wir eine bestimmte Diversifikation im Depot haben wollen? Die Antwort ist klar: Weil wir unser Risiko so gut es möglich ist, minimieren wollen. Wir müssen immer das sogenannte systematische Risiko oder Marktrisiko tragen. Das Marktrisiko können wir niemals komplett ausschalten – auch nicht durch die geschickteste Diversifikation im Portfolio. Wir können aber das unsystematische Risiko in unserem Depot optimieren. Diese Optimierung nehme ich vor über ausreichende Diversifikation und durch die Einbeziehung der Kennzahl Beta bei Aktien. Wenn du mehr über das Beta erfahren willst und wie ich es anwende, dann empfehle ich dir diesen Artikel.
Bei jeder Investition muss zuerst immer das Risiko bestimmt werden!
Hinter all diesen Handlungen steht der Gedanke, zuerst das Risiko beim Investieren zu kennen und so klein wie möglich zu halten. Erst nachdem das Risiko im Depot bestimmt ist, richten wir unser Augenmerk auf die Gewinne. Das ist der Grund, warum Strategien wie die Allwetter-Strategie von Ray Dalio langfristig funktionieren. Gewinne kommen meistens „von allein“, wenn wir unser Depot sauber diversifizieren und das Risiko so klein wie möglich halten. Eine alte Börsenweisheit sagt: „Um Gewinne muss sich keiner kümmern.“
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